Berner Alpen – Teil 2

Berner Alpen – Teil 2

1994

Rückblickend ist mir klar geworden, wie viel mir 1994 nach dem Tod meines Vaters eigentlich egal gewesen ist und welches Risiko ich dadurch bereit war, einzugehen. Gerhard Deigendesch aus München und ich trafen uns am Märjelensee und zogen von dort aus den Aletschgletscher hinauf ins Herz der Berner Alpen, jeder bepackt mit 33 Kilo. Mönch, Groß-Fiescherhorn, Finsteraarhorn, zurück zum Mittelaletschgletscher und aufs Aletschhorn.

Nachdem Gerhard ins Wallis wechselte, ging es für mich alleine weiter: Groß-Grünhorn (bei dem mich die Felskletterei am Gipfelaufbau emotional meinem Vater nochmals sehr, sehr nahe brachte), dann im Nebel hinauf zum Ober-Mönchsjoch (inklusive Sprünge mit Rucksack über Spalten – wie gesagt: es war mir vieles egal…), Hinter-Fiescherhorn – und zum krönenden Abschluss auf die Jungfrau.

Die letzte Zeile meines damaligen Tagebuchs sprach vom „Urlaub, der zum Durchbruch wurde“; er war ein unglaublich dichtes „Erlebnis-Konzentrat“ und mein Weg, die heftigen Emotionen und Trauer abzuleiten und in eine für mich positive, kreative Energie umzuwandeln. Doch der Fatalismus, mit dem ich in dieses Erlebnis gegangen war, gibt ihm in der Rückschau zumindest teilweise den Anstrich einer „Verzweiflungstat“ – die andere Seite des Abenteuers…